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Interview mit Monika Bartsch, H.Traut / C.Stern-Guptill, 28. Feb. 2009

Reiten und Kunst

Monika Bartsch spürte schon seit ihrer Kindheit die magische Anziehungskraft von Pferden. Es begannen frühe „Lehrjahre mit Pferden“, auch das Einreiten von Jungen, der Beruhigung von gestressten Pferden; sie las Bücher, machte eine reiterliche Grundausbildung und das Arbeiten mit Pferden war zu dem Zeitpunkt ein unbedingter zukünftiger Berufswunsch.

Die elterliche Unterstützung für solche Pläne fehlte jedoch vollkommen und so entschied sie sich zunächst für eine Fotografenlehre. Auch hier widmete sie sich oft und gerne der Pferdefotografie.

Dieses Gebiet empfand sie jedoch auf Dauer als zu technisch und so wandte sie sich, finanziell völlig auf sich allein gestellt, dem Studium an der Freien Kunstschule in Stuttgart zu, danach dem Studium der Malerei an der Kunstakademie Karlsruhe, welches sie als Meisterschülerin nach insgesamt 6 Jahren abschloss.

In Karlsruhe konnte sie ein Jahr am Reitinstitut bei Egon von Neindorff den Unterrricht und die Ausbildung geniessen, denn hier fand sie die Verknüpfung von REITEN und -KUNST, als etwas völlig Natürliches bei der täglichen Arbeit.

Nach verschiedenen Stipendien (u.a. Haus-und Atelierstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg; Italien-Studienreise), lebt und arbeitet sie seit 1990 als freischaffende Künstlerin mit eigenen Ausstellungen und Beteiligungen.

Erneut folgten Studienaufenthalte in Körpersprache u. Kommunikation mit Pferden bei K.F.Hempfling.

“Bezeichnend für meine Bilder ist Veränderlichkeit. Entscheidend für das Gelingen ist der Malvorgang an sich, der Weg vom Bild transportiert Lebendigkeit und Intensität, die dem Bild am Ende innewohnt“ beschreibt Monika Bartsch.

“Frei von Vorgegebenem und losgelöst von Festgelegtem, ist es ein abstrakter Vorgang der Verhältnisse zueinander, in Beziehung zu einem Ganzen hin, welcher nie gleich und nicht wiederholbar ist.“

“Ein Bild gestalten ist ein vielschichtiger Prozess,“ so die Künstlerin, “… aus dem Nichts heraus, aus unzähligen Möglichkeiten beginne ich mit einer…, eins entsteht aus dem anderen, immer neu, immer in Bewegung, ein ständiger Wandel….“

Aus verschiedenen Farbschichten, verbinden sich Zwischentöne, Substanz und Raum bilden sich, tauchen auf, verbergen sich wieder, entstehen neu…

Es ist anzunehmen, dass ein solcher Prozess in ihrer Entwicklung und Arbeit, auch nach 20 Jahren bei Monika Bartsch in keiner Weise abgeschlossen ist. Die Verbindung von einer abstrakten, in eine greifbare und sichtbare Welt herzustellen, ist ihr Anliegen.

“Kunst beginnt, wenn man übers reale Abbilden hinausgeht und Grenzen überschreitet.“ sagt Monika Bartsch. “Es gilt, andere, neue Dinge, und auch Risiken zuzulassen – ich gebe mich diesem Prozess hin – Sinnliches, Neues- Raum und Atmosphäre entsteht….“

Etliche dieser Beschreibungen sind ohne weiteres auf die Pferde-Arbeit der Klassischen Reitkunst zu übertragen.

Auch der Gratwanderung zwischen Kommerz, Marktzwang und freier, individueller, künstlerischer Arbeit hat sich Monika Bartsch mutig gestellt.

Pferde bildeten ihr, auch in symbolischer Hinsicht, was Bewegung, Wandel, Hingabe Freiheit betrifft, eine grundlegende Brücke zur Kunst, auch in Zukunft sollen Pferde bei ihr wieder erneut Zuwendung finden.

Der Verein zur Förderung und Erhaltung der Klassischen Reitkunst im Sinne Egon von Neindorffs e.V. lädt recht herzlich zur Jubiläumsfeier anlässlich der Vereinsgründung vor 20 Jahren ein.

Am 10.Mai 2009 findet im Reitinstitut der Egon von Neindorff Stiftung in der Nancystr.1, Karlsruhe, eine Morgenarbeit mit dem Bläserensemble “Oktissimo“, sowie eine Ausstellung von Bildern der Künstlerin Monika Bartsch mit Sektempfang, statt.

 

Textauszug von Dr. Dorothee Höfert, Karlsruhe 2003

Auf den Bezug zur Natur in einer ganz speziellen Art versteht sich Monika Bartschs Malerei, deren Bilder um das menschliche Antlitz und die Figur kreisen.

Einerseits ist es das direkte Portrait um die Komplexität einer Person zu schildern, andererseits sind es unspezifische Gesichter, die sich aus ebenso subtilen wie dramatischen Farblandschaften beim Betrachten herauskristallisieren.

Neuerdings gibt es Situationen mit mehreren Gesichtern, bzw. Figurenlandschaften, in denen die Einzelschilderung in der Beschreibung und Verbindung des Miteinanders aufgehoben wird. Die Malweise selbst ist entscheidend für die anhaltende Faszination, die von den im Format zurückhaltenden Arbeiten ausgeht.

Monika Bartsch formt aus den sich überlagernden und durchdringenden Farbschichten ein Energiefeld, das vor allem den unbewegten, streng frontalen Gesichtern – aber auch den Menschenmengen eine gerade zu bestürzende Lebendigkeit verleiht. Diese Lebendigkeit durchdringt die gesamte Fläche eines Gesichts, oder den Ausschnitt einer Menschengruppe als malerisch zu erarbeitendes farbiges Ganzes, indem jeder Pinselstrich, jeder Richtungswechsel, jede Veränderung des Farbauftrags, vor allem natürlich jeder einzelne Farbton zum Träger einer Aussage wird, der das entstehende Bild entscheidend beeinflusst, – nichts ist beliebig.

Der Ausdruck „Farblandschaft“ ist dabei ganz wörtlich zu verstehen, denn wie in einer Landschaft gibt es Flächen, Täler und Erhebungen, Wildwuchs und geordnete Partien.

Die Farbe strömt, stockt, verliert sich, taucht wieder auf, verbreitet sich, wird erneut unterbrochen, gedämpft, verstärkt und insgesamt einem Prozess ausgeliefert, in dem sich Eins aus dem Andern ergibt, so als würde jedes Bild wie aus einem Kern heraus ganz natürlich und unaufhaltsam wachsen. Die vitalen Kräfte, die auch in der Realität den Menschen formen, finden in den Bildern von Monika Bartsch ihren kongenialen Ausdruck.